Rede vom Grünen Ratsherrn Andreas Beichler in der Ratssitzung zum Aktionsplan Natur und Landschaft

In einem Kulturlandschaftsraum, wie wir ihn hier bei uns vorfinden, ist Artenvielfalt die Voraussetzung dafür, dass die Natur dauerhaft jene Leistungen erbringen kann, auf die wir Menschen so existenziell angewiesen sind. Die Natur stellt eine Reihe sogenannter Ökosystemleistungen gratis zur Verfügung, wie Fotosynthese oder Bodenbildung, und Bestäubung durch Insekten und Klimaregulation durch unsere Wälder.

Der ohnehin schon alarmierende Verlust an Artenvielfalt schreitet heute jedoch in alarmierendem Tempo voran und ist für uns alle zu einer Existenzfrage geworden.

Umso dringlicher ist ein konsequentes Mitdenken des Natur- und Artenschutzes in allen Bereichen.

Die Notwendigkeit von kurzfristigen, wirkungsvollen Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt bestreitet heute niemand ernsthaft.

Die Stadt Ronnenberg verfolgt mit ihrem Integrierten Stadtentwicklungskonzept bis 2030 für ihre zukünftige Entwicklung, zentrale Leitbilder, die wichtige Herausforderungen und Zukunftsaufgaben darstellen. Der hier zu beschließende „Aktionsplan Natur und Landschaft“ mit seinem Maßnahmenprogramm und den Änderungsanträgen von Grünen, SPD-linke und BUND, ist eine direkte Anforderung aus dem ISEK und darum von herausragender Bedeutung für die Menschen in unserer Stadt. Natur- und Artenschutz werden so direkt in unserer Stadt erlebbar, denn der Verlust und die Zerstörung der Lebensräume vieler Arten findet eben auch direkt vor unserer Haustür statt.

Meine Damen und Herren,

die moderne Intensivlandwirtschaft verantwortet zu einem großen Teil den anhaltenden Artenverlust bei uns in der freien Landschaft. Zugleich jedoch ist Naturschutz ohne die Landwirt*innen unmöglich.

Der ebenfalls mit dem „Aktionsplan Natur und Landschaft“ zu beschließende Runde Tisch bildet, neben zahlreichen Einzelmaßnahmen, den Kern des Programmes. Er wird unter intensiver Beteiligung der Landwirte, der Real- sowie Unterhaltungsverbände, Vertreter*innen der Naturschutzverbände, der Stadt Ronnenberg, der Region Hannover als untere Naturschutzbehörde und der Politik tagen. Die Akteur*innen am Runden Tisch werden die Maßnahmen inhaltlich, fachlich diskutieren und vorbereiten, Fördermöglichkeiten eruieren, um sie dann zur Umsetzung konkret vorzuschlagen. So werden unter anderem auch Zeithorizonte für die einzelnen Maßnahmen kalkulierbarer. Wenn dieser Runde Tisch erfolgreich arbeitet, besteht jetzt die große Chance, dass sich einige Arten stabilisieren bzw. neu etablieren können. Die Vielzahl der unterschiedlichen Maßnahmen und der damit verbundenen Schutz-Fläche lassen mich hier hoffen.

Und das mitzubeschließende Maßnahmenprogramm mit seinen 23 Maßnahmen hat es in sich, hier nur einige Beispiele:

  • So hat der Schutz von Habitatbäumen in Wäldern im Besitz der Stadt hohe Priorität. Hier ist allerdings, was stadteigenen Wald am Benther Berg angeht, Eile geboten, denn sonst ereilen auch diese Bestände das gleiche Schicksal, wie schon in vielen Bereichen des Benther Berges, nämlich das Abholzen wertvoller, artenreicher Altholzbestände. Der Wald verkommt hier zusehends zu einem Stangenwald mit erheblich eingeschränkter ökologischer Qualität.
  • Es werden weitere „Flächen für den Hamsterschutz“ aufgenommen. Eigentümer und Bewirtschafter der Flächen werden von der Verwaltung zielgerichtet angesprochen und bei der Umsetzung unterstützt um eine langfristige Koexistenz zwischen Feldhamster und Landwirtschaft zu ermöglichen. Die Unterstützung durch die Landwirtschaft ist entscheidend, denn der Nager ist in vielen Gebieten auf die vom Menschen genutzte Agrarlandschaft als Lebensraum angewiesen.
  • Anlage eines Amphibiengewässers nördlich des Linderter Holzes
  • Flächen im Besitz der Stadt Ronnenberg“ werden auf Eignung für Maßnahmen zur Förderung des Artenschutzes geprüft und ggf. zur Verfügung gestellt
  • Waldränder sukzessive durch vorgelagerte Hecken und breite Krautsäume aufzuwerten, das schützt sie vor klimabedingten Einflüssen wie Starkwind, Trockenheit etc.
  • Anlage von dauerhaften Blühflächen auf Ackerrandstreifen hier gilt es am Runden Tisch, Flächen dafür zu generieren insbesondere an Wegen, die sich im Besitz der Stadt Ronnenberg befinden
  • und dem Rundwanderweges in Weetzen (Antrag Gruppe 1 SPD-Linke)

Nach langer, intensiver Debatte unter Corona-Bedingungen haben wir nun einen „Aktionsplan Natur und Landschaft“ mit seinem Maßnahmenprogramm vorliegen, der sich wirklich sehen lassen kann.

Ich habe die große Hoffnung, dass im Zusammenspiel mit den Vorgaben des sogenannten „Niedersächsischen Weges“, hier ein großer Schritt in Richtung mehr Natur- und Artenschutz gelungen ist. Die Arbeit am Runden Tisch beginnt nun und sollte zügig an Fahrt aufnehmen.

Jetzt zu zögern oder gar – nicht zu handeln würde nichts anderes bedeuten, als zusätzliche Schulden aufzunehmen auf Kosten aller, denn auch das hat die Befassung mit diese Drucksache gezeigt: die weitere Vernichtung von Natur- und Artenvielfalt geht in rasendem Tempo, die Zerstörung wieder zu heilen wird viel, viel länger dauern und erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen binden. 

Bündnis 90/Die Grünen werden der vorliegenden Beschlussvorlage 406/2020/06 so zustimmen.

 

Andreas Beichler (stellv. Fraktionsvorsitzender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ronnenberg)



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