BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ortsverband Ronnenberg

Fritz G. Cohen gestorben

Nach dem Tode seiner Cousine Ursula Löwenstein, die 2023 in Jerusalem starb, war er das letzte noch lebende Mitglied der jüdischen Gemeinschaft, die zwischen 1937 und 1939 aus Ronnenberg vertrieben worden ist. 1922 geboren und in der damaligen Gemeinde Ronnenberg aufgewachsen, flüchtete der 15-jährige 1938 während des Naziterrors mit seinen Eltern in die USA. Seine Großmutter, Lina Cohen, musste zurückbleiben, weil sie wegen ihres Alters und eines aktuellen Beinbruchs kein Visum für die USA erhielt. Sie kam 1943 im KZ Theresienstadt ums Leben, wo sie offenbar verhungerte.
Wegen seiner Verdienste um die Verständigung zwischen Ronnenberg und seinen ehemaligen, vertriebenen Juden ist der US-amerikanische Germanistik-Professor Cohen im Jahre 2008 unter Bürgermeister Wolfgang Walther mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Ronnenberg ausgezeichnet worden. Bei der Gründung des „Fördervereins Erinnerungsarbeit Ronnenberg e.V. (FER)“ im Jahre 2014 wurde er sein Ehrenvorsitzender. Heute pflegen die jüdischen Familien einen engen Kontakt mit Ronnenberg und ihren familiären Wurzeln.
Als US-Soldat war Cohen in den 1940er Jahren nach Europa zurückgekommen und hatte an der Befreiung Deutschlands mitgewirkt. Als er nach dem zweiten Weltkrieg in Heidelberg Germanistik studierte, besuchte er mehrfach seine alte Heimat. Die offene, schmerzliche, Auseinandersetzung über die Nazigräuel scheute er dabei nicht, wie folgende Begebenheit zeigt: Am Abend vor seiner Flucht war er auf offener Straße von einem ehemaligen Ronnenberger Klassenkameraden geohrfeigt worden, weil er Jude sei. Als diese Untat in den 1950er Jahren bei einer Wiedersehensfeier der Klasse zur Sprache kam und der Schläger bemerkte: „Wir waren eben Jungs“, antwortete Cohen knapp: „Eigentlich hätte man mit 15 Jahren wissen müssen, was man tut“ und wandte sich um.
1998, zum 60jährigen Gedenken an die barbarische Reichpogromnacht,  lud die Stadt Ronnenberg zum ersten Mal jüdische Holocaust-Überlebende und ihre Familien in die ehemalige Heimat ein. Nicht alle waren zunächst bereit teilzunehmen. Cohen, überzeugte zögernde Verwandte, dass sie sich der Vergangenheit stellen müssten. Schließlich kamen 20 Gäste nach Ronnenberg.
Zwei Jahre später errichtete Fritz Cohen auf dem jüdischen Friedhof Am Weingarten, um den er sich schon – nach Schändungen der Nazizeit – in den 1950er Jahren gekümmert hatte, eine anonyme Grabstätte für seine ermordete Großmutter Lina Cohen.
Als 2005 die Stadt Ronnenberg als erstes politisches Gemeinwesen in der Region Hannover drei Stolpersteine – u.a. für Lina Cohen – verlegte und ein Gedenkabend über das Ronnenberger Judentum stattfand, war er erneut aus den USA angereist. Überwältigt von der neuen Erinnerungskultur in seiner alten Heimat bekannte er: „Ab heute bin ich wieder Ronnenberger.“
Nach 2010 wurde das Reisen für ihn beschwerlicher. Doch dann kam er 2019 mit seinem Pfleger und der Tochter Elizabeth noch einmal in die ehemalige Heimat, als 22 Stolpersteine auf Veranlassung des FER verlegt wurden – drei davon für ihn und seine Eltern. Als 2022 das Gedenkjahr „1700 Jahre Judentum in Deutschland“ stattfand und die Stadt Ronnenberg mit dem FER die jüdischen Familien wie 1998 in ihre ehemalige Heimat einlud, konnte er nur noch seine Töchter Suzanne und Elizabeth beauftragen, seine Grüße zu überbringen.

 



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